Seondosan und die Königsgräber – Nach meiner Erdbebennacht hatte ich wunderschönes Wetter und es war irgendwie zu schade, den sonnigen Tag zu verschwenden. In den Ansagen und im TV gab es Entwarnungen. Ich verstand nicht alle Durchsagen, doch einige Koreaner versicherten mir durch Sprache und Gestik, dass keine weiteren Erdbeben erwartet wurden.

Seondosan
Das war natürlich für mich das Stichwort und machte mich auf dem Weg zum nächsten geschichtsträchtigen Ort. Da die Beschilderung in Korea etwas anders ist, als man in Deutschland gewöhnt ist, war ich mir nicht sicher, ob man außerhalb der Stadt auf der Hauptstraße zu Fuß gehen durfte. Der Fußweg hörte nämlich einfach auf und ich war unsicher, ob ich etwas übersehen hatte. Deswegen bog ich ab und machte einen Umweg über ein Dorf. Dort sah ich weitere Schäden des Erdbebens. Wunderschöne alte Häuser, die Ziegel und Zäune verloren hatten.

Da mein heutiges Ziel, das Königsgrab von Taejong Muyeol, dort nicht ausgeschildert war, habe ich es natürlich erstmal nicht gefunden (obwohl es direkt an der Hauptstraße liegt – ich hätte nur geradeaus weitergehen müssen) und bin stattdessen ganz spontan den Seondosan (-san ist immer die Endung eines Bergnamens) hinaufgeklettert.

Der Weg ist das Ziel
Manchmal bin ich blind und übersehe das Wesentliche. Das Wesentliche in diesem Fall war, dass es zwei Wege hinauf auf dem Berg gab und es auf der Karte eingezeichnet war. Es gab einen harten Weg, der seit etlichen Jahren nicht mehr benutzt wurde und einen etwas längeren aber leichteren Weg. Tja, nun ratet mal, welchen ich hochgelaufen bin…

Richtig – den nicht immer erkennbaren und zugewachsenen Weg. Es war hart, es war heiß und ich bekam außerdem einen Sonnenbrand. Trotzdem, es war großartig! Die Aussicht war schön, die Natur (bis auf die Spinnen) waren einzigartig und unterwegs entdeckte ich verstecke und gepflegte kleine Grabhügel. Es kam mir vor, als wäre ich im Dschungel, in dem ich den Weg mit einer Machete (in meinen Fall war es ein Fächer) vom Gestrüpp befreien musste.







Buddhastatuen auf dem Seondosan
Mein neues Ziel waren die in Stein gemeißelten drei Buddhastatuen. Die Menschen zur Zeit Sillas erachteten den Gipfel des Seondosan als ein reines Land und meißelten deswegen die Amitabha-Triade in Stein. Genau genommen wurde die mittlere Buddha Statue aus dem Berg herausgehauen und die beiden nebenstehenden Stauen aus Granit dazugestellt. Auch wenn man es auf dem Bild nicht erkennt, die Statue ist 6,85 m hoch.
Auf dem Berg ist eine kleine Wohnanlage. Ich weiß leider nicht, ob es sich um einen Einsiedler oder einen Minitempel handelte, denn ich traute mich nicht an die Tür zu klopfen, weil ich nicht stören wollte. Der Ausblick war jedoch wundervoll und entschädigte für die Quälerei, die ich auf den Weg durchleiden musste.



Natürlich konnte ich oben dann auch den zweiten Weg erkennen, den ich für den Rückweg wählte. Aber auch damit war ich nicht ganz so glücklich, denn es war pure Mittagssonne, unendlich heiß und bis zum Fuße des Berges gab es nirgendwo Schatten.
Öffnungszeiten: Rund um die Uhr – bedenkt , abends wird es dunkel
Eintrittspreis: kostenlos
Getränke: keine
Souvenirs: keine
Toiletten: keine
Tipp:
Sollte jemand so verrückt sein und mir diese Klettertour auf dem harten Weg nachmachen wollen, kann ich nur empfehlen:
– lange Hosen, da die Sträucher an den Beinen scheuern.
– Mütze und etwas zum Schutz für den Nacken (Tuch?).
– etwas, womit man Sträucher und Spinnennetze beiseiteschieben kann (bei mir leistete ein Fächer gute Dienste).
– Sonnencreme, auf 3/4 des Weges gibt es keine schützenden Bäume.
– viel zum Trinken und festes Schuhwerk. Flipflops oder Sandalen sind mehr als hinderlich.
Grabstätte von König Taejong Muyeol
Aber als ich mich wieder zur Hauptstraße durchgeschlagen hatte und einfach am Straßenrand weiterging, erreichte ich noch mein eigentliches Tagesziel – ein wunderschöner und sehr gepflegter Park mit der Grabstätte von König Taejong Muyeol.


Picknick neben einem König
Nach einem Rundgang dort, der mich sehr beeindruckte, entschied ich, eine Pause einzulegen. Ich suchte einen schönen schattigen Platz, wo ich einen Blick auf Gyeongju hatte und Berge sehen konnte. Auf einer Decke, Getränken, ein paar Keksen und etwas zum Lesen verbrachte ich dort drei Stunden.


Es war erholsam und ich fühlte mich wohl, trotz weiteren Nachbeben, die den ganzen Tag immer wieder aufkamen. Es ist beeindruckend, dass man aus eine Art Friedhof einen erholsamen und friedlichen Park geschaffen hatte.
Der Eintrittspreis von 1000 Won (umgerechnet ca. 8o Cent) war mir der Besuch wert. Die Nachbeben konnte man noch richtig spüren, während ich auf dem Berg davon nichts bemerkte.

Öffnungszeiten: März-Oktober 09:00 Uhr-18:00 Uhr, November-Februar 09:00 Uhr-17:00 Uhr
Eintrittspreis: 1000 Won (80 Cent)
Parkplatz: vorhanden, kostenlos
Toiletten: vorhanden
Getränke: keine
Souvenirs: Keine
Bus: Nr. 60 oder 61 –> Seoak, Grabmalvon König Muyeol (ca. 15 Minuten)
Natürlich machte ich mir auch den Rückweg nicht einfach und ging wieder zu Fuß ins Hotel. Unterwegs gönnte ich mir deshalb mein Lieblingseis aus einen der Minishops. Dort fiel mir ein sehr auffällig geparkter Wagen auf. Auf dem Bild wirkt es vielleicht nicht so. In Wirklichkeit sah es doch um einiges gefährlicher aus und befürchtete, dass er beim nächsten Beben umfallen könnte.

Nach einem gesunden Fußmarsch kam ich dann auch wieder in meiner Unterkunft an, kaufte mir ein leckeres nicht gerade koreanisches Abendessen und ließ den Abend gemütlich ausklingen.
Fazit:
Wenn ich wieder in Deutschland bin und mich meine Familie oder Freunde fragen, was mir am meisten gefallen hat oder welcher Tag mir besonders in Erinnerung bleiben würde, kann ich immer sofort antworten. Es sind die Tage, die mich hinauf in die Berge bringen und mich forderten, dass ich abends erschöpft ins Bett falle.
Bei meinem Gyeongju-Urlaub sind es ebenfalls meine beiden Hikingtage, die ich nie vergessen werde. Ich bin froh, von der Hauptstraße abgekommen und den Seondosan hinaufgeklettert zu sein. Die Landschaft und der weite Blick ins Tal, bezauberten mich und das gute Wetter machten diesen Tag unvergesslich. Aber auch das Picknick neben der Grabstätte eines Königs war eindrucksvoll. Wer kann das schon von sich behaupten?
Hallo Nuri, ich bin sehr begeistert über deinen Bericht und habe ihn genossen.
Deine Erzählungen und deine sehr schönen Fotos haben mich zum Schmunzeln gebracht.
Vielen Dank, dass du vom Weg abgekommen bist und die schweren Route genommen hast.
So habe ich das Vergnügen durch deine Fotos und deine muntere Erzählung alles mitzuerleben.
Gruß Aiwa
Es freut mich, dass es dir gefallen hat.
Ja, es war ein kleines Abenteuer, aber ein sehr schöner Tag. ^^ Und ich bin auch froh, den etwas unbequemeren Trail hoch genommen zu haben. Ich glaube, das Schlimmste daran war die heiße Mittags-Sonne… und kein Schatten.
Hello. And Bye.
Ein sehr schöner Bericht. Und die Fotos sind toll!
Ich liebe Wandern mit Gestrüpp, so hätte ich auch den schwierigeren Weg genommen. ^^
Oben ist es wirklich wunderschön. Es hat etwas Beruhigendes an sich, was man allein durchs Betrachten der Bilder verspürt.
Ich will auch dort hin… ^^